Kameras an die Leine: One for all?
Tethering-Lösungen für Kameras verschiedenster Hersteller für alle Lebenslagen

Tethering-Lösungen für Kameras verschiedenster Hersteller für alle Lebenslagen
In einem anderen Artikel haben wir uns bereits mit verschiedenen Möglichkeiten befasst, Fuji-Kameras kabelgebunden zu betreiben. Die dort vorgestellten Methoden haben aber alle gemein, dass sie exklusiv auf diese Marke festgelegt sind und nicht mit den Gerätern anderer Hersteller zusammenarbeiten. Möchte man Kameras verschiedener Hersteller einsetzen, helfen andere Lösungen weiter, die dies bereits „ab Werk“ unterstützen.
Capture One Pro: Starke Konkurenz zu Adobe Lightroom
Bei Capture One Pro handelt es sich wie bei Adobe Lightroom um eine Kombination aus RAW-Entwicklungssoftware und Bildverwaltung mit vielen weiteren Zusatzfunktionen und Kollaborationsmöglichkeiten. Im Unterschied zu Lightroom unterstützt Capture One Pro aber Tethering für viele Kameras bereits nativ ohne zusätzliche Plugins.
- Windows und MacOS
- Preis: Abo ab 18 €/m oder Einmalzahlung 349 €
- Frickelfaktor: gering
gPhoto2 bzw. libgphoto2: Die Universaltalente unter Linux
Bei der Bibliothek libgphoto2 bzw. dem darauf aufbauenden Werkzeug gPhoto2 handelt es sich um Open Source Software, die unter Linux entwickelt wird. Dank der Entwickler, vor denen ich täglich meinen Hut ziehe, geht die Zahl der unterstützten Kameras in die Hunderte. Bis neue Kameras unterstützt werden, kann es längere Zeit dauern und auch der Syntax und Funktionsumfang für eine bestimmte Kamera können sich von Version zu Version verändern. Die Software läuft auf praktisch allen Linuxdistributionen und funktioniert auch auf Rechnern mit geringer Leistung wie den z. B. den verschiedenen Raspberry Pi Modellen problemlos. Leider ist mir derzeit keine funktionierende, aktuelle Portierung auf Windows bekannt. gPhoto2 wird über die Linux Kommandozeile verwendet und zudem existieren sogenannte Bindings zur Verwendung der Bibliothek mit verschiedenen Programmiersprachen wie Python, Java, node.js, Rust, Ruby und Go. Damit sind die Anwendungsmöglichkeiten nahezu unbegrenzt, so dass von der Spaß-Fotobox für Geburtstage und Hochzeiten bis hin zur wissenschaftlichen Bilderfassung praktisch alles umgesetzt werden kann. Etwas Einarbeitungszeit ist nötig, aber näher kommt man ohne entsprechende SDKs derzeit nicht an die Kamerafunktionen heran.
- Linux
- Preis: kostenlos
- Frickelfaktor: mittel bis hoch
Darktable: Das 80/20 Sorglospaket unter Linux
Darktable ist eine RAW-Entwicklungssoftware und eine Bildverwaltung, die Lightroom Classic ähnelt. Allerdings ist sie kostenlos und Open Source. Meist wird sie unter Linux eingesetzt, auch wenn Portierungen für andere Betriebssysteme vorhanden sind. Die aktuelle Version 4.6 bringt viele Verbesserungen mit sich und in vielen Bereichen kann Darktable durchaus mit Lightroom mithalten. Allerdings unterstützt Darktable derzeit im Vergleich zu Lightroom keine KI-Funktionen, hier hat Adobe also die Nase weit vorn. Tethering ist bei Darktable unter Linux schnell und einfach einzurichten, und es werden eine Vielzahl von Kameras unterstützt. Bei der Windows-Version gibt es zwar einige ältere Erfahrungsberichte, die einzelne Kameras in bestimmten Konfigurationen zum Laufen gebracht haben. Dies erfordert allerdings einen tieferen Eingriff in die installierten USB-Treiber. Derzeit würde ich diesen Weg nicht empfehlen und Darktable mit Tethering nur unter Linux verwenden.
- Linux
- Preis: kostenlos
- Frickelfaktor: gering bis mittel (je nach verwendeter Linuxdistribution)
CamRanger 2: WLAN frei und ungebunden
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger unterstützt der CamRanger 2 nun zusätzlich zu Nikon und Canon Kameras auch Modelle von Fuji und Sony. Diese Kombination aus Software und dedizierter Hardware hat es auf diese Liste geschafft, da sie einige interessante Eigenschaften bietet, die keine der anderen vorgestellten Lösungen vorzuweisen hat. Beim CamRanger 2 handelt es sich um eine kleine Hardwarebox, die über die USB-Schnittstelle an die jeweilige Kamera angeschlossen wird. Das Gerät spannt dann ein WLAN im 2,4- oder 5 GHz-Band auf, was die Kontrolle über Smartphone, Tablet oder PC-Apps ermöglicht. Zusätzlich unterstützt das System auch einen motorisierten Stativkopf*, der sich horizontal um 360°, vertikal um ± 15° schwenken lässt. Mit einer Reichweite von deutlich über 100 m im Freifeld und einer unabhängigen Stromversorgung sind damit vielfältige Szenarien möglich. Die Apps unterstützen auch Zeitraffer und andere übliche Funktionen. Neue Kameras benötigen in der Regel ein Firmwareupdate.
- Hardware-Interface
- Preis: ca. 450 € (Hardware)
- Frickelfaktor: keine Ahnung, da nicht getestet