Tipps zur Digitalisierung von Dias und Negativen

My best practice of digitalization of analog negatives and slides

Tipps zur Digitalisierung von Dias und Negativen
Mein Setup zur Digitalisierung von Dias und Negativen. (C) Martin Lang

Die Farben verblassen

Die Farben der alten Papierbilder aus meiner Kindheit beginnen zu verblassen. Auch einige meiner eigenen frühen Analogbilder sind schon gefährdet.

Wir wissen nicht, wie lange digitale Medien aufgehoben werden und gelesen können. Aber die Digitalisierung erscheint momentan ein sinnvoller Weg, nachdem man das Verblassen der Farben schlecht aufhalten kann.

Wie fängt man die Sache bloß an? Mit einem billigen Scanner, wie er ab und zu als Sonderangebot bei den großen Discountern erhältlich ist? - ein klares Nein für mich. Über einen Service? - Vielleicht später. Als Hobbyfotograf möchte ich das jetzt erstmal einfach selbst probieren. Wäre doch gelacht.

Ehe ich lange überlege, stehe ich also mal wieder am Beginn eines neuen Projektes.

Vielleicht geht es dir gerade ähnlich. Im Folgenden teile ich mein Verfahren. Woher ich die Zeit nehme, um alles Wertvolle zu digitalisieren, weiß ich momentan noch nicht. Fangen wir einfach mal an.

Am Anfang habe ich erstmal mit zwei Stativen (eines für die Kamera, eines für das Dia) und einer Lampe experimentiert. Schnell war klar, dass das nicht die Lösung sein kann. Die Ausrichtung war lästig, die Lichtquelle passte nicht.

Ein Adapter ist nicht allzu teuer und hilft enorm

Rasch habe ich einen Adapter entdeckt, das JJC Film Digitizing Adapter Set FDA-K1 mit dem Light Set for Negative Copying FDA-LED1. Das Geld dafür, etwas über 100 €, empfinde ich als gut angelegt. Die LED hat lt. Spezifikation eine Farbtemperatur von 6500 K; die Helligkeit lässt sich in 10 Stunden einstellen. Es liegen ein Rahmen zum Einspannen von fünf Negativen sowie ein Rahmen für zwei Dias bei.

Die wichtigsten Themen, Lichtquelle und Halterung, sind damit gelöst.

Die Halterungen für Negative und Dias rasten mit relativ viel Spiel ein, das ist ein Kritikpunkt. Die Ausrichtung in x- und y-Achse ist also nicht sehr gut standardisiert, man muss das für jedes einzelne Bild überprüfen und ggfs. nachjustieren. Wichtig ist aber die z-Richtung (die Entfernung), und dort gibt es Gott sei Dank kein Spiel. Der pfrimelige Mikro-USB-Anschluss des JJC-Sets gefällt mir auch nicht besonders, aber sei's drum (vielleicht wird ja einmal auf USB-C umgestellt).

Die Handhabung ist einfach

Als Kameraausrüstung habe ich meine geliebte Fujifilm X-T20 und mein manuelles Laowa 65/2,8 APO-Makroobjektiv verwendet.

Das Set wird mit dem Filtergewinde des Objektives verschraubt. Die Kombination legt man am besten auf einem Tisch oder auf den Boden. Die Dias habe ich im Magazin grob mit einem elektrischen Blasebalg behandelt.

JJC-Adapterset, Laowa 65/2,8, Fujifilm X-T20, Kabelauslöser. (C) Martin Lang.
JJC-Adapterset, Laowa 65/2,8, Fujifilm X-T20, Kabelauslöser. (C) Martin Lang.

Es ist klar, dass man Base-ISO (den niedrigsten ISO-Wert) einstellt. Um Erschütterungen auszuschließen, verwendet man den elektronischen Verschluss und einen Kabel- oder Drahtlosauslöser. Eine eventuelle Stabilisierung stellt man aus (aber meine X-T20 besitzt keine Stabilisierung).

Die LED des Adapters habe ich auf eine mittlere Stellung eingestellt. Man sollte die alten Originale nicht allzu lange und nicht allzu intensiver Helligkeit ausgesetzt lassen.

Welche Blende wählt man?

Diese Frage finde ich beim Scannen von Dias und Negativen nicht trivial zu beantworten. Insbesondere Dias ohne Glas liegen typischerweise nicht immer plan. Eine gewisse Schärfentiefe ist also erwünscht. Und bei aller Liebe zu den alten Fotos - ich habe festgestellt, dass ich mit meinem manuellen Laowa-Objektiv viel schneller vorankomme, wenn ich nicht jedes einzelne Dia oder Negativ scharfstelle. Dieses Thema haben Besitzer eines Autofokus-Makroobjektives nicht.

Schärfentiefe erzielt man durch Abblenden. Vor einem stärkeren Abblenden haben wir Fotografen aber Scheu, denn wir fürchten die Folgen der Diffraktion. Wer mehr über Diffraktion erfahren möchte, dem seien die Seiten Beugung, Diffraktion, Diffraktion von Dr. Schuhmacher nahegelegt. Kurz gesagt, man gewinnt mit dem Abblenden Schärfentiefe, aber man verliert Auflösung. Der Sweet Spot für die Auflösung in der Bildmitte liegt für APS-C-Systeme etwa bei f/4...5,6 (abhängig von der Sensorauflösung). Für Vollformatsysteme (frühere Kleinbildformatfotografen werden sich wahrscheinlich nie an den Begriff "Vollformat" gewöhnen können) liegt der Sweet Spot bei ca. einer Blendenstufe weniger (auch wieder abhängig von der Sensorauflösung). Die Auflösung beider Systeme in den Bildecken kann - je nach Objektiv - ihren Sweet Spot erst bei einer kleineren Blende erreichen, z. B. bei f/8. Das liegt daran, dass die Auflösung am Rand oft nicht ganz so gut ist die diejenige in der Bildmitte. Das Laowa 65/2,8 schlägt sich aber auch in dieser Dimension hervorragend.

Meine persönliche Erfahrung nach dem Digitalisieren analoger Fotos ist, dass die damaligen Standards für Bildauflösung nicht den heutigen entsprachen. Jedenfalls nicht die meines damaligen Pentax-Kamerasystems aus den 1980er Jahren. Zufrieden waren wir damals dennoch. Was heißt schon "System". Ich besaß als junger Mann genau ein Normalobjektiv. Aber ich durfte gelegentlich Objektive meines Vaters ausborgen.

Alle Blenden im Test

Ich habe nun alle Blenden an einem Dia aus Oxford von 1994, welches mir heute immer noch gefällt, einfach mal durchgetestet.

Die raw-Dateien habe ich mit darktable bearbeitet. Mein darktable-Standard-Workflow ist noch auf der Frickelfarm zu publizieren; für den Moment verweise ich auf My darktable workflow to provide a decent baseline // Updated (darktable 4.0). Für die Bearbeitung dieses Beispiels habe ich die Classic Chrome-LUT von Stuart Sowerby angewandt. Zusätzlich habe ich Sharpening etwas höhergeregelt und die Sättigung der Midtones mit Color Balance rgb etwas erhöht.

Oxford, 1994. Aufgenommen mit einer Pentax Super A und vermutlich dem SMC 50/1,7. Digitalisiert mit dem JJC-Adapterset, einer Fujifilm X-T20 und dem Laowa 65/2,8-Makroobjektiv bei f/4 und ISO 200. Bearbeitet in darktable. (C) Martin Lang.

Hier die Bildmitte.

f/2,8 - 4 - 5,6 - 8 - 11 - 16 - 22. Wenn man diese Ausschnitte an einem guten Bildschirm in schneller Folge immer wieder durchpermutiert, also "Pixel-Peeping extrem" betreibt, erkennt man, dass die Auflösung bei f/4 maximal ist. Ab Blende f/11 wird die Auslösung erkennbar schlechter.

Die linke obere Bildecke

f/2,8 - 4 - 5,6 - 8 - 11 - 16 - 22. Bei Blende f/2,8 und 4 erkennt man wieder die Vignettierung. Im Unterschied zum Zentrum nimmt die Auflösung von f/4 nach f/5.6 noch ganz leicht zu. Ansonsten gilt dasselbe wie für die Bildmitte.

Die rechte obere Bildecke

f/2,8 - 4 - 5,6 - 8 - 11 - 16 - 22. Bei Blende f/2,8 und 4 wieder die Vignettierung. Wie beim oberen linken Bildrand nimmt die Auflösung von f/4 nach f/5.6 noch ganz leicht zu. Es gilt genau dasselbe wie für die die linken obere Bildecke.

Die linke untere Bildecke

f/2,8 - 4 - 5,6 - 8 - 11 - 16 - 22.Es gilt genau dasselbe wie für die anderen Bildecken.

Meine best practice: f/8

Aus der Testreihe ergibt sich, dass f/5,6 grundsätzlich eine gute Blende für das Digitalisieren von Dias mit meinem Setup (Fujifilm APS-C, Laowa 65/2,8) ist. Eine noch bessere Alternative, um das Letzte aus den Originalen herauszuholen, wäre das Stacken bei f/4. Diesen Aufwand muss man aber betreiben wollen. Ich habe für mich beschlossen, einen anderen Weg zu gehen und als Standard f/8 für mehr Schärfentiefe zu wählen. Der geringfügige Verlust an Auflösung wird niemandem auffallen.

Staub und Verschmutzungen

Am besten vorher entfernen. Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Hier ein Beispiel, bei dem die Partikel erheblich stören, vorher/nachher.

Ein irischer Regenbogen aus dem Jahr 1994, nach Bearbeitung mit darktable, aber noch ohne Retouch-Funktion. (C) Martin Lang.
Die gröbsten Verschmutzungen (aber nicht alle) wurden mit dem Retouch-Modul von darktable entfernt. (C) Martin Lang.

Invertierung von Negativen - Tipp: darktable

Für die Invertierung von Negativen unter Berücksichtigung der Eigenfarbe der Filmschicht bietet darktable das Negadoctor-Modul. Die Farbanpassung mit Adobe Lightroom ist schwieriger. Deshalb habe ich für mich beschlossen, meine digitalisierten Originale mit darktable zu bearbeiten.

Ein nahezu 30 Jahre altes Farbfilmnegativ, abfotografiert mit der Fujifilm X-T20 und dem Laowa 65/2,8 unter Zuhilfenahme des o.g. JJC-Adapters. (C) Martin Lang.
Invertiert mit dem Negadoctor-Modul in darktable. Weißabgleich mit Color Calibration durch Picking angepasst. Classic Chrome-LUT von Stuart Sowerby verwendet. Den gröbsten Staub mit dem Retouch-Modul entfernt. Gecroppt. (C) Martin Lang.

Croppen

Ich persönlich fotografiere einen Teil des Rahmens der Halterung mit ab. Wenn ich mir schon einmal die Mühe mache, soll auch alles drauf sein. Dafür muss ich bei der Nachbearbeitung croppen.

Man kann den Vorgang beschleunigen, wenn man die Fotos so aufnimmt, dass man nachher nicht croppen muss.

Aufwand und Nutzen

Woher ich die Zeit nehme, weiß ich noch nicht. Hunderte, nein, tausende analoge Negative und Dias stehen an. Aber ein Anfang ist gemacht.

Für die Digitalisierung von 127 Dias aus 1994 habe ich zwei Abende gebraucht. Das Abfotografieren ging rasch, in deutlich weniger als einer Stunde. Ich habe einfach nicht mehr für jedes Dia neu scharfgestellt. Es hat funktioniert. Die meiste Zeit ging für das Bearbeiten der raw-Dateien drauf. Man kann in Grenzen mit Masken arbeiten, Belichtung korrigieren, Farben versuchen zu retten. Staub entfernen. Aufwand vs Nutzen wird man für jedes Foto neu überlegen.

Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Für Hobbyfotografen ist das Digitalisieren von Dias und Negativen möglich. Es empfiehlt sich die Anschaffung eines Adapters. Dieser löst die Themen Lichtquelle und Positionierung.

Für mein System (Fujifilm APS-C und Laowa 65/2,8) ist die Blende f/8 praktikabel. Kleine Blenden (f/11 und f/22) sollte man wegen Überhandnahme der Folgen der Diffraktion vermeiden.

Die Invertierung von Negativen gelingt rasch mit darktable. Dieses Tool bietet standardmäßig das Negadoctor-Modul.

Man kann beliebig viel Zeit in das Nachbearbeiten der Ergebnisse einschließlich des Entfernens von Staub und anderer Verunreinigungen stecken.

Wenn man einen Schwung geschafft hat, kommt die Freude!

Hiermit erkläre ich, dass zu den Inhalten dieses Artikels kein Interessenskonflikt vorliegt. Meine Kamera und das Objektiv sowie den Adapter habe ich selbst bezahlt.

Autor: Martin Lang